Virtual und Augmented Reality in der Psychotherapie – Online-Therapie entschlüsselt Teil 5
Ein Beitrag von M. Sc. Psych. Jana Schneider
Virtual und Augmented Reality in der Psychotherapie eröffnen neue Horizonte und bergen ein enormes Potenzial für die Behandlung mentaler Gesundheit. Was einst Science-Fiction war, findet nun Einzug in die therapeutische Praxis und ergänzt die ganzheitliche Psychotherapie. Diese Technologien sind nicht nur für Spiele oder Unterhaltung gedacht; sie bergen ein transformatives Versprechen für den Bereich der Psychotherapie. In diesem fünften Teil unserer Blogreihe „Online-Therapie entschlüsselt” diskutieren wir, wie Virtual (VR) und Augmented Reality (AR) therapeutische Interventionen neu gestalten und neuartige Möglichkeiten bieten, Angststörungen, Phobien aber auch andere Bereiche in der Psychotherapielandschaft anzugehen. Erfahren Sie heute, wie sich VR und AR unterscheiden und wie Patient:innen in die therapeutische Erfahrung eingebunden werden können. Begleiten Sie uns auf diesem aufregenden Abschnitt der Reise durch die Online-Therapie.
Virtual Reality in der Therapie: Mehr als nur ein Spiel?
Virtual Reality (VR) ermöglicht es Patient:innen, in eine vollständig computergenerierte Umgebung einzutauchen, die eine umfassende Kontrolle über die Umgebung und die darin vorkommenden Reize bietet. Das Potenzial von VR für die Psychotherapie wurde bereits in den 90er Jahren erkannt, doch erst die heutige Technologie ermöglicht eine praxisnahe Anwendung. Besonders in der Expositionstherapie zeigt VR beeindruckende Ergebnisse. Hier können Patient:innen in realistisch wirkende, aber kontrollierte Situationen versetzt werden, die z.B. ihre Ängste simulieren. Moderne VR-Technologien integrieren sogar taktile und olfaktorische Reize, um das Erlebnis noch intensiver zu gestalten.
Bei der Virtual Reality Anwendung kann grundsätzlich in zwei Darstellungsmöglichkeiten unterschieden werden:
1. Echte Aufnahmen, die als 360-Grad-Ansicht wiedergegeben werden
Echte Aufnahmen in VR bieten Patient:innen die Möglichkeit, in realitätsnahe Umgebungen einzutauchen, die tatsächlich existieren. Diese Art der Darstellung zeichnet sich durch ihre Authentizität und Unveränderlichkeit aus. Die Umgebungen sind festgelegt und bieten einen direkten Einblick in reale Szenarien. Sie ermöglichen es, echte Orte und Situationen zu erleben, ohne physisch anwesend zu sein. Das kann besonders wertvoll sein, wenn es darum geht, Patient:innen mit realen Situationen vertraut zu machen oder sie an bestimmte Orte „zurückzubringen“, die für ihre Therapie relevant sind.
Bei einer Agoraphobie-Therapie könnten Patient:innen mit der 360-Grad-Ansicht in eine real aufgenommene Szene, beispielsweise ein Spaziergang durch eine belebte Straße, versetzt werden. Hier kann der/die Patient:in die reale Umgebung erleben, sich umsehen und die Atmosphäre auf sich wirken lassen, ohne physisch anwesend zu sein.
2. Animierte Welten und komplett programmierte Inhalte
Animierte VR-Welten eröffnen Therapeut:innen und Patient:innen einzigartige Möglichkeiten. Im Gegensatz zu realen Aufnahmen können diese virtuellen Umgebungen vollständig kontrolliert und angepasst werden. Dies reicht von der Gestaltung der Umgebung, über die Anzahl an simulierten Personen bis hin zu beruhigenden Farben und Musik. Solch eine maßgeschneiderte Gestaltung ermöglicht eine störungsspezifische Anpassung der Therapie, um optimal auf die individuellen Ängste und Bedürfnisse des/der Patient:in einzugehen.
Zurück zum Beispiel der Exposition bei Agoraphobie: In der virtuellen Welt könnte dieser Spaziergang durch die Straßen individuell angepasst werden. Anfangs könnten beispielsweise nur wenige animierte Personen in der Szene sein, um den/die Patient:in langsam an die Situation zu gewöhnen. Mit fortschreitender Therapie könnte die Anzahl der Personen schrittweise erhöht werden. Zusätzlich können Elemente wie Musik, Lichtverhältnisse oder das Verhalten der animierten Personen (z. B. ob sie den/die Patient:in anschauen oder ansprechen) angepasst werden, um die Therapie optimal auf die Bedürfnisse der Patient:innen abzustimmen. Durch die Kombination beider Ansätze kann der/die Therapeut:in den/die Patient:in sowohl reale Situationen erleben lassen als auch gezielt kontrollierte Szenarien schaffen, die auf die spezifischen Ängste und Bedürfnisse des/der Patient:in zugeschnitten sind.
Augmented Reality (AR)
Augmented Reality, oder AR (dt. vergrößerte oder erweiterte Realität), erweitert die reale Welt nahtlos durch das Einblenden von virtuellen Inhalten. Das wohl bekannteste Beispiel ist das Spiel „Pokémon Go“, bei dem virtuelle Figuren in die reale Umgebung eingeblendet werden und der/die Nutzer:in mit ihnen interagieren kann.
Augmented Reality (AR) revolutioniert den medizinischen Bereich mit vielfältigen Anwendungen. Bei Operationen können MRT- oder CT-Scans in Echtzeit über das Operationsfeld gelegt werden, um Chirurg:innen präzise Einblicke zu bieten, die sonst verborgen wären. Dies fördert minimal invasive Eingriffe. Im medizinischen Studium bietet AR einen innovativen Ansatz zur Anatomievermittlung. Statt ausschließlich an echten Leichen zu lernen, ermöglicht AR den Studierenden detaillierte, virtuelle Einblicke in den menschlichen Körper, ergänzt die traditionelle Ausbildung und kann in einigen Fällen den Gang in den Leichenraum ersparen.
AR bietet auch im Bereich der Psychotherapie revolutionäre Ansätze, die das Potenzial haben, die Behandlung von Patient:innen nachhaltig zu verändern. Bei der Behandlung von Tierphobien beispielsweise ermöglicht es AR, das angstauslösende Tier in die reale Umgebung des/der Patient:in zu projizieren. Dabei kann nicht nur die Größe des Tieres angepasst werden, sondern auch dessen Verhalten. So kann ein Tier beispielsweise besonders aggressiv oder ruhig bzw. schnell dargestellt werden, je nachdem, welche Aspekte der Phobie im Vordergrund stehen. Dies ermöglicht eine maßgeschneiderte Exposition, bei der die Intensität der Konfrontation schrittweise erhöht werden kann. Die direkte Interaktion mit dem Angstobjekt in einer kontrollierten Umgebung schafft eine intensivere Verbindung zur realen Welt und bietet Therapeut:innen neue Möglichkeiten, gezielt auf die individuellen Bedürfnisse ihrer Patient:innen einzugehen.
Ein weiterer visionärer Ansatz von AR in der Psychotherapie ist die Möglichkeit, den Therapeut:innen virtuell in die eigene Wohnung des/der Patient:in zu bringen. Dies könnte besonders wertvoll sein, wenn es darum geht, Patient:innen in ihrer gewohnten Umgebung zu unterstützen und gleichzeitig die Vorteile einer gezielten Expositionstherapie mithilfe von AR zu nutzen.
Wofür können VR und AR in der Psychotherapie konkret genutzt werden?
Auch wenn VR und AR in der Psychotherapie meist sehr schnell mit Exposition im Bereich der Angststörungen in Verbindung gebracht werden, gibt es durchaus noch mehr Möglichkeiten VR und AR sinnvoll in der Psychotherapie zu nutzen. Die häufigsten Anwendungsfelder in der Psychotherapie:
Angststörungen: Agoraphobie mit oder ohne Panikstörung, Sozialphobien, spezifische Phobien
Exposition in vivo sind häufig mit viel Aufwand verbunden. In virtuo kann man einfach und kostengünstig immersive Situationen erzeugen und ganz genau die Reaktion auf eine bestimmte Situation erfassen, die Reaktion auf die exakte Situation variieren und beim nächsten Termin wiederholen. Diverse Anbieter:innen haben für die VR-Anwendung Situationen erstellt, um Agoraphobie mit oder ohne Panikstörung, Sozialphobien, spezifische Phobien in Expositionssitzungen zu behandeln.
Suchterkrankungen
Obwohl es bereits wissenschaftlich fundierte Therapieansätze für Suchterkrankungen gibt, zeigt sich ihre Wirksamkeit oftmals begrenzt. Trotz intensiver klinischer Behandlungen erleiden rund 50 % der Patient:innen Rückfälle.
In diesem Kontext bietet die Virtual Reality (VR) vielversprechende Perspektiven. Sie kann insbesondere für die Cue-Exposition bei Suchterkrankungen eingesetzt werden. Studienergebnisse legen nahe, dass Cue-Expositionen in VR-Umgebungen nicht nur wirksamer sind, sondern auch eine höhere ökologische Validität aufweisen als traditionelle Methoden zur Auslösung von Craving. Im Unterschied zu Therapieansätzen bei Angststörungen, bei denen es um den Abbau von Vermeidungsverhalten geht, fokussiert sich die VR-Exposition darauf, gestörtes Annäherungs- und Konsumverhalten zu modifizieren.
Zwangsstörungen – z. B. Waschzwang
Für Personen, die unter Zwangshandlungen leiden, können diese erhebliche Beeinträchtigungen im Alltag darstellen. Die Expositionstherapie gilt hierbei als bevorzugte Behandlungsmethode. Allerdings zögern viele Betroffene, sich direkt dem Auslöser zu stellen, wodurch eine effektive Therapie häufig nicht stattfindet. Augmented Reality (AR) bietet hier eine Lösung: Da die Patient:innen wissen, dass die AR lediglich eine ergänzende Projektion in die reale Welt ist und nicht die Realität selbst darstellt, wird diese Form der Exposition als weniger bedrohlich empfunden. Somit sind mehr Patient:innen bereit, sich darauf einzulassen. Eine erste Konfrontation mittels AR kann den Weg ebnen, um später auch eine direkte Exposition in der realen Umgebung zu ermöglichen.
Begleitete Entspannung (Traumabehandlung)
Nicht nur zur Anwendung von Expositionen eignen sich virtuelle Welten. VR wird beispielsweise auch für begleitete Entspannungen angewendet. So kommt VR auch in der Traumabehandlung zum Einsatz. Nach traumatischen Erlebnissen kann es Menschen beispielsweise schwer fallen, ihre Augen zu schließen, da sie dann vermehrt von intrusiven Bildern geplagt werden. Durch VR haben sie die Möglichkeit, mit geöffneten Augen eine begleitete Entspannung durchzuführen und die Bilder von plätschernden Bächen, Bergen, oder vom Meer und dem Strand vor ihren Augen zu sehen.
Auch im Wartebereich kann die geleitete Entspannung in virtuo interessant sein. Statt vor der Sitzung auf dem Handy Arbeits-Mails und Nachrichten zu prüfen, kann vor der Therapie mit Hilfe der VR-Brille in die Entspannung gegangen und so eine Basis für die Sitzung aufgebaut werden.
Auch als Abschluss einer anstrengenden Doppelsitzung kann eine solche Entspannungssitzung in virtuo genutzt werden – sowohl für Patient:innen als auch für Therapeut:innen.
Achtsamkeit und Konzentration
Die Virtual Reality (VR) bietet gerade bei Kindern und Jugendlichen eine innovative Möglichkeit, Achtsamkeits- und Konzentrationsübungen einzuführen. Durch den Einsatz von VR wird die Motivation zur Teilnahme an diesen Übungen erhöht. Durch die Ansprache verschiedener Wahrnehmungskanäle kann die VR Achtsamkeitsübungen bereichern, indem sie Kindern und Jugendlichen, aber genauso auch Erwachsenen Ruhe und Entspannung vermittelt. Insbesondere nach intensiven Therapiesitzungen kann VR eine wertvolle Methode sein, um wieder im gegenwärtigen Moment anzukommen.
Vorteile der VR und AR gegenüber der in vivo Exposition
Obwohl die in-vivo Expositionstherapie (IVET) als Behandlungsmethode der Wahl bei Angststörungen gilt, stoßen herkömmliche Methoden häufig auf praktische Hindernisse. Lange Anfahrtswege zu den Expositionsübungen und fehlende Flexibilität führen dazu, dass viele Patient:innen diese Form der Therapie meiden oder abbrechen. Hier setzen VR- und AR-Expositionen an. Mit VR und AR kann gezielt und individuell auf die Bedürfnisse der Patient:innen eingegangen und eine maßgeschneiderte und wiederholbare Therapieerfahrung geboten werden. Durch die virtuelle Darstellung der angstauslösenden Reize wird die Expositionstherapie flexibler und besser zugänglich. Vor allem wenn der Grad der Immersion, also das Eintauchen bzw. Versinken in eine virtuelle Welt, sehr hoch ist, scheint die Exposition in virtuo sehr erfolgreich zu sein.
Die in-vivo Expositionstherapie (IVET) hat sich als wirksame Methode zur Behandlung von Angststörungen entwickelt. Dennoch gibt es praktische Herausforderungen, wie lange Anfahrtswege zu Therapiesitzungen oder die Schwierigkeit, bestimmte angstauslösende Situationen in der Realität nachzustellen. Hier bieten VR und AR entscheidende Vorteile. Durch die Nutzung dieser Technologien können Therapiesitzungen flexibel gestaltet und an die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen angepasst werden. Die virtuelle Darstellung von angstauslösenden Reizen ermöglicht eine maßgeschneiderte und wiederholbare Therapieerfahrung. Ein weiterer entscheidender Vorteil ist die Immersion. Das intensive Eintauchen bzw. Versinken in eine virtuelle Welt ermöglicht die erfolgreiche Exposition in virtuo.
Stellen Sie sich nun also vor, Sie könnten während der Expositionstherapie die Situation und die Intensität komplett bestimmen, so dass die Exposition individuell an Ihren/Ihre Patient:in angepasst ist. Sie können einstellen, wie voll oder leer die U-Bahn ist, wie nahe die Menschen Ihrem/Ihrer Patient:in stehen und wie freundlich/zugewandt oder aggressiv und offensiv diese Personen sind. Mit der Exposition in virtuo ist das möglich. Sie können z.B. auch kontrollieren, wie groß die Spinne ist, wie nah sie Ihrem/Ihrer Patient:in kommt. Unterbrechungen und Pausen mit wiederholtem Start sind möglich. Auch Situationen, die in vivo zu gefährlich oder zu kostenintensiv wären, sind so einfach, sicher und kostengünstig durchführbar. So wird die Exposition bei Aviophobien (Flugangst) kostengünstig (und umweltfreundlich) möglich.
Zudem wird gleichzeitig die Privatsphäre des/der Patient:in geschützt, da die Exposition, also die Konfrontation mit einem extremen Angstauslöser, in den geschützten Räumlichkeiten des/der Therapeut:in stattfindet.
Die Exposition in vivo kann zudem von vielen Patient:innen abgelehnt werden, da die Ängste und Sorgen zu groß sind. Eine Exposition in sensu, also die Konfrontation in der reinen Vorstellung des/der Patient:in, stellt dabei eine Alternative dar. Jedoch können sich Therapeut:innen dabei kein detailliertes Bild vom konkreten angstauslösenden Objekt bzw. der angstauslösenden Situation machen. Bei der Exposition in virtuo ist es regelrecht möglich, durch die Augen der Patient:innen zu sehen und diverse sensorische Modalitäten zu stimulieren.
In verschiedenen Studien wurde die Effektivität von VR-Expositionstherapie (VRET) zur Behandlung von Angststörungen bereits nachgewiesen. Die Ergebnisse sind vergleichbar mit den Effekten der in-vivo Exposition. Besonders bei spezifischen Phobien, Agoraphobie und sozialer Angststörung zeigt sich die Wirksamkeit von VRET. Ähnliche Vorteile bietet die Augmented Reality in der Therapie. Durch ihre geringeren Produktionskosten und einfache Implementierung wird AR zu einer attraktiven Technologie für Forschung und klinische Zwecke. VR- und AR-Expositionen stellen damit eine äußerst niedrigschwellige, aber wirksame Therapiemethode dar.
Allgemeine Herausforderungen bei der Nutzung von VR und AR
Die Nutzung von VR und AR kann bei einigen Personen zu Symptomen führen, die an eine „virtuelle Seekrankheit“ erinnern und Cypersickness genannt wird. Nach längerer Zeit in der virtuellen Welt können leichte Kopfschmerzen und Übelkeit auftreten, ähnlich dem Gefühl, das manche auf Booten erleben. Eine schrittweise Eingewöhnung und regelmäßige Pausen können helfen, solche Empfindungen zu minimieren.
Es gibt Menschen, für die eine Expositionstherapie in der virtuellen Realität keine Ängste auslöst. Dies könnte daran liegen, dass sie die virtuelle Umgebung rational als „nicht echt“ einordnen, wodurch das erforderliche Immersionserlebnis nicht intensiv genug ist. Um diesen Personen dennoch Zugang zu dieser Therapieform zu geben, könnten kognitive Übungen helfen, das Eintauchen in die virtuelle Welt zu fördern, trotz des Wissens um ihre Künstlichkeit. Beispielsweise können Achtsamkeitsübungen eingesetzt werden, bei denen Nutzer:innen angeleitet werden, sich auf bestimmte Aspekte der virtuellen Umgebung zu konzentrieren, wie z.B. Geräusche, Texturen oder Bewegungen. Eine weitere Methode sind interaktive Aufgaben, bei denen sie aufgefordert werden, bestimmte Aufgaben in der virtuellen Umgebung auszuführen, die volle Aufmerksamkeit erfordern. Auch das Erleben von physikalischen Gesetzen, z. B. beim Werfen eines Papierfliegers wird die Schwerkraft simuliert und stärkt die Immersion.
Ein weiterer Aspekt ist die Anschaffung der VR- oder AR-Systeme. Trotz anfänglicher Kosten gibt es mittlerweile viele Angebote mit benutzer:innenfreundlichen und preiswerten Systemen, die die Technologie zugänglicher machen.
Kontraindikation bei VR und AR – für wen ist VR und AR nicht geeignet?
Während VR und AR faszinierende Möglichkeiten eröffnen, sind sie nicht für jede:n gleichermaßen geeignet. Wer zu Migräne oder Kopfschmerzen neigt, könnte in der virtuellen Welt stärkere Beschwerden erleben. Bei Epileptiker:innen könnten schnelle Lichtwechsel zu Anfällen führen, weshalb hier ein Verzicht auf diese Technologien ratsam ist. Menschen mit Gleichgewichtsstörungen könnten sich in VR und AR schwindelig oder desorientiert fühlen. Und wer Herz-Kreislauf-Probleme hat, sollte vor dem Eintauchen in die virtuelle Welt Rücksprache mit einem/einer Arzt/Ärztin halten. Grundsätzlich gilt: Jede:r sollte seine gesundheitliche Situation kennen und in Absprache mit dem/der Behandler:in berücksichtigen, bevor er/sie die Welt von VR und AR erkundet.
VR in der Praxis: Einfacher als gedacht!
Virtual Reality in der Psychotherapie ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Zahlreiche Anbieter:innen haben sich darauf spezialisiert und bieten maßgeschneiderte Lösungen. Grundsätzlich gibt es drei Arten von VR-Systemen: solche, die über einen PC, die über eine Spielkonsole laufen, und solche, die über ein Smartphone funktionieren. Mit PC-basierten Systemen können Sie während einer Therapiesitzung direkt Einfluss nehmen, etwa wie voll eine U-Bahn ist oder wie nahe eine Spinne dem/der Patient:in kommt. Firmen wie Neomento bieten hierfür Komplettpakete aus Hard- und Software an.
Dann gibt es noch cloudbasierte Lösungen. Hierbei kaufen Sie eigenständig eine VR-Brille, in die Sie ein Smartphone einsetzen. Diese mobilen VR-Brillen sind oft günstiger und schon ab etwa 20€ erhältlich. Ein Anbieter dieser Art ist Virtual There. Dieser bietet eine Mediathek mit verschiedenen Videos – von Expositionen bis hin zu Entspannungsübungen. Wichtig ist nur, dass Ihr WLAN stark genug ist, um die Videos ruckelfrei zu streamen.
Die Virtual und Augmented Reality eröffnen völlig neue Dimensionen der Therapieerfahrung und bieten bahnbrechende Möglichkeiten für die Behandlung von Angststörungen und Phobien. VR und AR ermöglichen eine flexible, individuelle und wiederholbare Expositionstherapie, die Patient:innen eine sichere Umgebung zur Bewältigung ihrer Ängste bietet. Zudem können sie den Patient:innen helfen, sich aktiver und selbstbestimmter in ihrer eigenen Therapie zu engagieren. Durch den Einsatz dieser innovativen Technologien können Psychotherapeut:innen ihre Praxis erweitern und durch diese Ergänzung ihre Patient:innen noch effektiver unterstützen. Durch die Kombination von fortschrittlicher Technologie und tiefem menschlichen Verständnis stehen wir mit VR und AR am Anfang einer neuen Ära der Psychotherapie, in der die Grenzen dessen, was therapeutisch möglich ist, revolutioniert werden.
Fazit
Mit diesem Artikel schließen wir unsere fünfteilige Blogreihe über die Online-Therapie ab. Es war uns eine Freude, Sie auf diese Reise in die Welt der digitalen Psychotherapie mitzunehmen. Gemeinsam haben wir die vielfältigen Möglichkeiten und Innovationen erkundet, die das digitale Zeitalter für die Psychotherapie bereithält.
Für alle, die einen Artikel verpasst haben oder noch einmal in die Tiefe gehen möchten, finden Sie hier die gesamte Reihe:
Online Therapie entschlüsselt: Entdecken Sie mit unserer Blogreihe die Zukunft der Psychotherapie
Blended Therapy: Die Kraftvolle Verbindung von traditioneller und moderner Psychotherapie – Online Therapie entschlüsselt Teil 4
Wir hoffen, dass Ihnen diese Artikelserie gefallen hat und Sie einen tiefen Einblick in die Zukunft der Therapie gewonnen haben und ebenso begeistert sind wie wir von den Chancen, die sich durch diese Entwicklungen eröffnen. Ein herzliches Dankeschön für Ihre Begleitung und Ihr Interesse. Bleiben Sie gesund und seien Sie gespannt auf weitere spannende Themen hier auf unserem Blog!
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Seit 2021 unterstütze ich Consularia als fachlich-psychologische Leiterin. Um den gleichen Dreh herum startete ich an der MEU – Studienzentrum der DIPLOMA Hochschule als wissenschaftliche Mitarbeiterin und als Dozentin für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie. Aktuell forsche ich an videobasierter Gruppenpsychotherapie zur Behandlung von Depression.