Selbstfürsorge für Online-Psychotherapeut:innen: Meine Weihnachtstipps zur Stressbewältigung

Consularia Blogbeitrag-Weihnachtsstress meistern Teil 2

Ein Beitrag von Dipl.-Psych. Katja Kunert (Psychologische Psychotherapeutin VT)

Die Bedeutung der Selbstfürsorge für uns Psychotherapeut:innen wird von uns als Berufsgruppe leider sehr unterschätzt. Jedes Jahr, besonders nach der hektischen Weihnachtszeit und dem Jahreswechsel, spüre ich, wie erschöpft und ausgelaugt ich in das neue Jahr starte. In meiner Rolle als praktizierende Psychologische Psychotherapeutin stehe ich vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits begleite ich meine Patient:innen durch die emotional anspruchsvolle Zeit rund um Weihnachten, andererseits gilt es, meine eigenen Bedürfnisse, Ansprüche und das Familienleben zu balancieren. Oft fällt mir auf, dass ich in dieser intensiven Phase des Jahres weniger auf mich Acht gebe und selbst Dinge tue, die ich bei meinen Patient:innen kritisch hinterfragen würde.

In diesem Blogartikel möchte ich dir meine Tipps zur Selbstfürsorge für Online-Psychotherapeut:innen an die Hand geben, damit auch du nach der Weihnachtszeit und dem Jahreswechsel mit mehr Energie und Kraft in das neue Jahr starten kannst.

Meine Selbstfürsorge-Tipps für Online-Psychotherapeut:innen

Natürlich kennen wir alle die Kniffe, die notwendig sind, um gut für sich zu sorgen. Mir fällt es dann aber echt schwer, das dann auch umzusetzen und in meinen Alltag zu integrieren. Besonders in der Weihnachtszeit. Ich habe hier aber ein paar Dinge für dich zusammengefasst, die für mich sehr gut funktionieren um langfristig eine Routine der Selbstfürsorge zu entwickeln:

Geplante Pausen: Ein Schlüssel zur Selbstfürsorge für Online-Therapeut:innen

Eine strukturierte Freizeitplanung ist unerlässlich, um als Online-Psychotherapeut:in gut zu arbeiten und gleichzeitig das eigene Wohlbefinden zu wahren. Indem du feste Zeiten für Pausen und Freizeitaktivitäten in deinen Kalender einträgst, vermeidest du die Versuchung, diese wichtigen Erholungszeiten mit zusätzlichen Terminen zu überladen. Diese Methode hat mir persönlich sehr geholfen, meinen Tag zu strukturieren und sicherzustellen. Zudem ist es sehr nützlich, um die notwendigen Pausen einzuhalten und fokussiert zu bleiben.

Achtsamkeits-Übung: Nutze Erinnerungs-Post-Its

Eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, um Achtsamkeit in deinen therapeutischen Alltag zu integrieren, ist die Verwendung von Erinnerungs-Post-Its. Schreibe eine kurze Notiz zu Achtsamkeitsübungen und platziere sie an gut sichtbaren Orten wie deinem Laptop, deinem Notizblock oder an anderen Stellen, die du regelmäßig zwischen den Patient:innen-Terminen siehst. Persönlich nutze ich diese Momente vor der Videosprechstunde, um eine kurze Atem- oder Achtsamkeitsübung durchzuführen. Selbst wenige Sekunden können eine erstaunliche Wirkung haben und sind wissenschaftlich als stressreduzierend belegt. Mit der Zeit wird diese Praxis zu einem automatischen Bestandteil deiner Routine und hilft dir, ohne großen Aufwand gut für dich zu sorgen.

Der begrenzende Effekt der Videosprechstunde

Videosprechstunden bieten nicht nur Schutz vor Ansteckungen, besonders während der Erkältungszeit. Sie helfen auch, Ausfälle durch Krankheiten zu reduzieren. So schiebst du nicht eine Bugwelle nach Ersatzterminen vor dirher. 

Ein zusätzlicher Vorteil ist die visuelle Anzeige zum Ende der Sitzung hin, die auch für die Patient:innen sichtbar ist. Diese Funktion unterstützt mich besonders bei Fällen, bei denen das Einhalten der vorgegebenen Zeit eine Herausforderung darstellt. Sie sorgt für eine strukturierte Sitzungsgestaltung.

Abgrenzung von schwierigen Therapiefällen

Seien wir ehrlich, in der Therapie begegnen uns manchmal bewegende Fälle, die uns emotional fordern und das Abgrenzen besonders schwer machen. Eine Methode, die mir hilft, ist die Verwendung eines Whiteboards, auf dem ich gemeinsam mit den Patient:innen den Umgang mit therapiefreien Tagen plane und Anlaufstellen festhalte.

Nach der Sitzung wende ich Imaginationsübungen an: Ich visualisiere, wie ich die Patient:innen in einem sicheren und entspannten Zustand in der Praxis oder einer friedvollen Landschaft (bei Onlinesitzungen) zurücklasse. Diese bewusste Trennung unterstützt mich dabei, mich emotional abzugrenzen. Abschließend hilft eine kurze Atemübung, um die Belastung der Sitzung loszulassen und mit der Stunde abzuschließen.

Quartalsabschluss gut vorbereiten

Ich bin da leider sehr schlecht aufgestellt, für mich kommt das Quartalsende immer sehr überraschend. Besonders das letzte Quartal des Jahres verlangt jedoch eine sorgfältige Planung. Um dem entgegenzuwirken, reserviere ich jetzt am letzten Arbeitstag eines jeden Quartals bewusst Zeit für die nötigen Vorbereitungen. Für dieses Jahr habe ich mir sogar vorgenommen, jeden Freitag im Dezember ein festes Zeitfenster für die Abrechnung einzuplanen. Dieses Vorgehen verteilt die Last besser und verhindert ein plötzliches Anhäufen von Aufgaben. Das tägliche Abrechnen hat bei mir nicht so gut funktioniert. Die Erledigung der Abrechnungen als letzten Punkt der Woche erleichtert es mir zudem, mental von der Arbeit abzuschalten und ins Wochenende zu starten.

Die eigenen Ansprüche überprüfen

Ich weiß nicht, wie es dir so geht, aber bei mir sind gerade in dieser Zeit viele, schon überwunden geglaubte Ansprüche stärker aktiv. Besonders mein innerer Kritiker fordert um so mehr Perfektionismus und Höchstleistung. Als Gegenmaßnahme nutze ich für mich Techniken der Metakognitiven Therapie und lasse diese Sätze in der Stimme von jemandem sagen, den ich ganz furchtbar finde. Mein innerer Kritiker sieht zudem aus wie der Lehrer von Max und Moritz, ein zwanghafter alter Mann. Das hilft mir immer sehr gut Abstand zu gewinnen. Zudem frage ich mich speziell in dieser Zeit des Jahres, ob das, was ich mir vornehme, wirklich so umgesetzt werden muss und wofür ich das eigentlich mache. Dadurch kann ich das ein oder andere durchaus auch mal streichen.

Und vor allem sage ich Terminen und Aufgaben nicht gleich zu, sondern erbitte mir immer eine Bedenkzeit. Dadurch habe ich den Raum, genau zu überprüfen, ob ich das schaffe und vor allem, ob mir das gerade auch gut tut.

Belastung braucht Entlastung

Manchmal ergeben sich einfach sehr volle Tage, besonders wenn die ein oder andere Krise dazu kommt (bei Patient:innen oder bei dir selbst). Ich denke dabei an meine eigene Stresswaage: Was muss ich jetzt zum Ausgleich auf die Erholungsseite packen, damit sie wieder im Gleichgewicht ist. Erholung und Entspannung sind ja ganz individuelle Themen. Bei mir hilft ein heißes Bad, mir etwas Leckeres zu Essen kochen oder Quality-Time mit meinen Lieben. 

Manchmal ist es aber auch genau das Gegenteil: Es gibt so Tage, die sich anfühlen, als hätte man gar nichts geschafft. Ich versuche mir gerade dann vor Augen zu führen, was ich geleistet habe: Hierbei kann die Videosprechstunde wirklich hilfreich sein, denn du siehst ja beim Einloggen bereits wie viele Sprechstunden du diesen Monat schon absolviert hast. Dazu kommen ja noch die Vor- und Nachbereitung, der übliche Schriftverkehr, Telefonate, Intervisionen und sonstige Absprachen. Wenn ich das alles zusammenrechne, verfliegt das Gefühl, nichts geleistet zu haben, sehr schnell.

So oder so: Du leistest jeden Tag unglaublich viel und um das dauerhaft aufrechtzuerhalten, empfiehlt es sich, die eigenen individuellen Entspannungsmaßnahmen sehr gezielt einzusetzen

Selbstfürsorge als Schlüssel zur Fürsorge für andere

Wie du sehen kannst, machen oft kleine Anpassungen und eine gute Organisation einen großen Unterschied. Es ist entscheidend, dass du auf dich selbst Acht gibst und dich nicht in dem Trubel dieser besonderen Jahreszeit verlierst. Gerade die Möglichkeit, online zu arbeiten, kann hierbei eine wertvolle und entlastende Unterstützung sein. Denke daran: Indem du gut für dich selbst sorgst, stärkst du deine Fähigkeit, auch für andere da zu sein.

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